Seegfrörni - heute und gestern

Die Klimaerwärmung der Erde ist zwar wissenschaftlich erhärtet, und trotzdem gibt es sie noch: die Eisbildung auf den Schweizer Seen. So hat auch der Hallwilersee 2003 eine ansatzweise Seegfrörni erlebt.

Das Ried in Mosen ist gefroren
Der Moser Zopf ist zugefroren

Nur wenig fehlte - zwei, drei sternenklare, abgedeckte Frostnächte - und die gesamte Fläche des Hallwilersee wäre von einem Eispanzer überzogen worden. In der Nacht vom 24. auf den 25. Februar 2003 war der Hallwilersee jedenfalls zu rund acht Zehntel gefroren. Der sich ankündigende Frühling und die damit steigenden Temperaturen, haben dem winterlichen Spektakel ein jähes Ende gesetzt. So beschränkten sich die Eislauf- freuden auf den Moser Zopf, wo die rund fünf Zentimeter dicke Eisfläche für ein paar Tage risikolos betreten und befahren werden konnte. Solche Eis- bildungen waren früher beinahe jährlich zu beobachten. Seit der letzten Seegfrörni sind allerdings 16 Jahre vergangen. 

5 Zentimeter dicke Eisfläche
5 Zentimeter dick war das Eis

Jemand, der sich dieses Naturschauspiel nie entgehen lässt, ist der Bootsbauer Ursus Merz. Seit Kindsbeinen wartet er jedes Jahr auf diese Tage, wo er seine "Schraubendampfer" (heute natürlich moderne Eishockeyschuhe) hervornehmen kann, um gewöhnlich als Erster quasi das Eis zu "entjumpfern". Gewöhnlich nimmt er jeweils seine ganze Familie mit, damit er einen kleinen Eishockey Match spielen kann. Dieses Jahr hat sich nur der ältester Sohn Richi dazugesellt. 
Früher war dies allerdings anders. Ganze Heerscharen tummelten sich auf dem Eis und die letzte Seegfrörni von 1986 wird sicherlich noch einigen in Erinnerung geblieben sein. Leider gab es auch einen Todesfall, da ein paar Verrückte den See per Lastwagen zu überqueren versuchten und bei der Flussmündung im Meisterschwander Zopf einbrachen. Nebenstehendes Bild datiert von 1956. 10 Jahre später kam es zu einem tragischen Todesfall. Der legendäre Draufgänger Bernini (ganz links im Bild) brach im Eis ein. Ein zu Hilfe eilender Helfer ertrank dabei und konnte erst später aus 30 Meter Tiefe mittels der Fischerrute durch Hermann Merz (dem Vater von Ursus Merz (ganz rechts im Bild) auf die Eisplatte gezogen werden. "Eine zwar traurige Geschichte, aber gleichzeitig eine filmreife Leistung", schüttelt Ursus Merz noch heute ungläubig den Kopf. 
Quelle: Text und Bilder: Martin Suter, erschienen in der 'Wynentaler Blatt' am 28.2.2003

Seegfrörni 1956
Seegfrörni 1956
(Bernini  links, Eri Leutwyler mitte, Ursus Merz  rechts)

1963 drehte Guido Breitenstein, Lenzburg auf N8-Stummfilm einen Film über die Seegfrörni. Er wurde von Michael Schaerer, Aarau geschnitten und vertont. Film "Seegfrörni 1963" Guido Breitenstein

Eishockey
Wir spielen Eishockey!

Eisglöcklein
Eisglöcklein am Schilfhalm


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